Das Verhältnis Schweiz-Spanien aus lokaler Sicht


Markus Keller
Grundsätzlich sind wir als Schweizer hier gerne gesehen und reihen uns ein in die Gemeinschaft der Ausländerinnen und Ausländer. In Comares ist der Ausländeranteil 40%, eine Ausländerfeindlichkeit ist nicht zu spüren, obwohl nicht alle Geld ins Dorf bringen. Die Gegend wirkt auch als Magnet für Lebenskünstler und Randständige. Da wir aber die einzigen Schweizer sind, haben wir eine gewisse Narrenfreiheit. Wir sind keiner Comunity verpflichtet. Am ehesten und liebsten natürlich den Spanierinnen und Spaniern. Sie sind unsere Gastgeber. Die vielen Engländer werden zwar wegen Brexit immer etwas weniger und die vielen Holländer dafür immer etwas mehr. Bei beiden Gruppen gibt es eine Tendenz unter seinesgleichen zu bleiben. Bei diesen beiden Gruppen gehört man als Schweizer also definitiv nicht dazu. Mit unseren Freunden aus Deutschland treffen wir uns natürlich auch immer mal wieder. Jeder spricht mal gerne (fast) wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Ein bisschen Sonderfall Schweiz ist dann aber doch noch zu spüren. Offiziell ist zwar das meiste dank den bilateralen Verträgen sehr gut geregelt aber bei den Gemeindewahlen durften wir nicht mitmachen. Sogar die lokalen Behörden wollten es uns zunächst nicht glauben, da wirklich alle Ansässigen anderer Länder - auch alle ausserhalb der EU - wählen durften. Das hat damit zu tun, dass in der Schweiz die Ausländer auf Gemeindeebene nicht wählen dürfen. Nun erleben wir mal die andere Seite – interessant, oder. Wir dürfen als Einzige nicht mitbestimmen, wer die Geschicke unseres Dorfes leitet. Noch krasser ist es bei den Banken. Bei fast allen Banken gibt es Sonderregelungen zur Überprüfung von Schweizer Kunden. Dies gilt insbesondere bei der Kontoeröffnung und bei der Überweisung grösserer Beträge. Als Schweizer Kunde ist man offenbar besonders suspekt. Wem wir das wohl zu verdanken haben? Am internationalen Begegnungstag in unserem Dorf sind wir dann aber wieder voll dabei. Dieses Fest ist wirklich für alle und es herrscht eine super Stimmung. Man probiert die kulinarischen Spezialitäten von Kanada, Paraguay, England, Holland, Deutschland etc. und eben auch der Schweiz. Um dem Cliché gerecht zu werden und weil wir wussten, dass die Spanier Käse und Schokolade mögen, haben wir Familie und Freunde gebeten, mit Käse und Schokolade anzureisen. Dazu gab es selbst gemachtes Vollkornbrot und feinen Zopf. Ein voller Erfolg. Wir sagen ja: «die Liebe geht durch den Magen» und die Spanier ganz ähnlich: «el amor entra por la cocina».

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