Begegnung mit Romanshorn, Zürich, Rapperswil, Gstaad, Dübendorf und Schaffhausen


Markus Keller
Hier im tiefen Andalusien, gibt es wenig Anknüpfungspunkte mit der Schweiz. Die Gegend ist auch nicht typisch für Schweizer Auswanderer. Deren Hochburg ist in Denia an der Costa Blanca. Äusserst selten hört man mal Schweizer Dialekt und doch begegnet uns die Schweiz immer wieder. Die Begegnungen sind geprägt von Auswanderern aber in der umgekehrten Richtung. Spanierinnen und Spanier, die in die Schweiz ausgewandert und teilweise wieder zurückgekehrt sind. All diese Begegnungen sind berührend. Spanierinnen und Spanier, die in die Schweiz ausgewandert und wieder zurückgekehrt sind, haben eine intensive Verbindung mit ihrer zweiten Heimat.

Da gibt es Raphael, den wir nunmehr seit etwa 4 Jahren kennen. Er ist Geschäftsführer einer Fensterfabrik und wir brauchten für unser erstes, kleines Haus eine neue Eingangstüre und ein Fenster. Natürlich wussten wir beim Anruf noch nicht, dass wir uns mit Grüezi hätten melden können. Via Buenos Dias- do you speak English-aha Deutsch geht auch-lassen Sie uns doch schweizerdeutsch sprechen lernten wir Rafa kennen. Mittlerweile haben wir zum zweiten Mal Fenster bei ihm gekauft. Als wir noch ferienhalber nach Spanien kamen, haben wir mal Raclettekäse oder Schokolade mitgebracht und er hat uns immer wieder Tipps gegeben oder weitergeholfen, wenn wir mit unserem Latein oder besser gesagt Spanisch am Ende waren. Es entstand eine lockere Freundschaft, die wir nicht mehr missen wollten. Rafa ist Andalusier durch und durch und trotzdem spürt man seine starke Verbundenheit mit der Heimat seiner Kindheit. Er hat über 20 Jahre in Romanshorn gelebt.

Der Schwager unseres Nachbarn José, den die Leser/-innen dieses Blogs schon kennen, hat mich auf zwei Auswanderer aus Comares, die einen respektablen Weg in der Gastronomie in der Schweiz gemacht haben, aufmerksam gemacht. Toni und Manolo Navarro sind bekannte Gastronomen in Zürich (Turm, Sabor) und Rapperswil.

Allein in den vergangenen drei Wochen gab es drei weitere Begegnungen. Der Cousin José von «unserem» José saniert bei uns die Terrasse. Am zweiten Morgen ging ich zu Baustelle und sagte freundlich «Buenos dias» worauf José – nicht ohne Stolz- ein ebenso freundliches «Guete Morgä» erwiderte. Er hat viele Jahre auf dem Bau in Gstaad gearbeitet. Natürlich hat er von unserem José, den wir jetzt zu besseren Unterscheidung beim vollen Namen José-Maria nennen, erfahren, dass die dos hombres Schweizer sind.

Im Gartencenter war die Kassierin regelrecht entzückt, als sie uns hörte, wie wir uns unterhielten: «Häsch s Treuechärtli debii?» - «Was? chömed Sie us de Schwiiz? So schön wieder emal Schizerdütsch z ghööre. Ich ha lang z Dübedorf gwohnt. Falls Sie mal en Maler bruuched, da isch s Chärtli vo mim Maa».

Zwei Tage später beim Tierarzt war es wieder ein Gespräch unter uns, dass uns verriet. Freudestrahlend erzählte uns der Receptionist, dass er im Skigebiet Hochybrig gearbeitet habe, da er ein begeisterter Snöber sei. Zuletzt war er dann in einer Blockflötenfabrik in Schaffhausen tätig. Fortan unterhielten wir uns nur noch auf Schweizerdeutsch.

So sind es also nicht Schweizerinnen und Schweizer, die uns mit unserer ersten Heimat verbinden, sondern durchwegs Spanierinnen und Spanier. Eine wunderbare Art der gegenseitigen Wertschätzung. Sie und wir wissen, was es heisst in einem anderen Land als dem Eigenen zu leben. Sie bekunden uns, dass die Schweiz ein wunderbares Land ist und wir zeigen ihnen unsere Faszination und Liebe zu Spanien. 

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